Als die Sonne für mich für immer unterging

Bil Marinkovic, 48, blind. Als Athlet ist er mehrfacher Rekordhalter in mehreren Leichtathletik Disziplinen in Österreich und zusätzlich Weltrekordhalter im Speerwurf. Schon früh in seinem Leben musste sich Bil Marinkovic anpassen.  

Im Alter von sieben Jahren machte sich eine Netzhauterkrankung bemerkbar, mit 15 Jahren trug er eine Brille mit einer sehr starken Dioptrie, ohne Brille unmöglich etwas zusehen für Bil. Seine Eltern, Darinka Marinkovic und Dragi Marinkovic ermutigten ihn als Hobby Taekwondo auszuüben und das mit einer Sehschwäche. Mehrere Jahre übte er den Sport aus, bis es zu einer ganzen Erblindung kam. Die Sonne geht unter für Bil Marinkovic. 

Mit 16 Jahren besuchte er eine Blindenschule und lernte die Blindenschrift. Anschliessend absolvierte er die Ausbildung als Telefonist. Während der Ausbildung als Telefonist hatte entdeckte der Lehrer Potenzial in ihm und machte Bil darauf aufmerksam, dass es im Blindensport in der Leichtathletik Möglichkeiten gab. So entschloss sich Bil Marinkovic das als Chance anzusehen und merkte schnell, dass es ihm gefiel. Innerhalb kurzer Zeit erkannte Bil Marinkovic, dass Leichtathletik seine Berufung ist. Im Jahr 2004 hatte sich der Athlet in Athen die erste Goldmedaille in Speerwerfen geholt.  

«Ohne meine Eltern wäre ich jetzt nicht da, wo ich gerade bin», grinste er. Der Profisportler Bil Marinkovic ist überglücklich, dass er eine Familie hat, die ihn in seinem Sport unterstütz. Er hat vier Kinder und ist bereits schon Opa von zwei grossartigen Enkelkindern. Die beiden Jüngsten schauen auf ihn hinauf und sehen ihn als Vorbild.  

Während die meisten 48-Jährigen momentan Homeoffice machen, steht er im Käfig und übt seine Würfe mit dem Diskus die zwischen 2-und 2, kg schwer sind. Bil Marinkovic meint: «Wenn ich im Käfig stehe, fühle ich mich wie Zuhause, da vergesse ich alles andere um mich herum.» 

Trotz allem ist Bils Sport nichts für schwache Nerven. Denn der Athlet hat sich jetzt einen neuen Trainerassistenten geholt und trainiert zwischen sechs- und achtmal pro Woche, um den Körper Wiederaufzubauen. Das Training sieht zwei Technik Einheiten, zweimal Krafttraining und einen regulativen Teil vor, z.B. Radfahren, dehnen, -oder Gymnastik. Um sich fit zu halten, achtet er auch auf die Ernährung. «Aufgeben tut man einen Brief», das sagt sich der Spitzensportler, wenn er fast zum Verzweifeln kommt. Ohne Fleiss kein Preis.  

Im Frühjahr heisst es dann weniger Wiederholungen, mehr Leistungen. Der Athlet wirft momentan Diskusse mit einem Schwergewicht von 2,5 kg. Im Frühjahr dann zu den Wettkampfgewichten, nämlich 2 kg, damit es eine Abwechslung gibt. Dieses Vorgehen sorgt dafür, dass er schneller und besser werfen kann, damit er im nächsten Jahr fit genug ist, um im Sommer an den Wettkämpfen teilnehmen zu können. Bils Rekord beim Werfen liegt bei 40.96-m und hält damit den österreichischen Rekord.  

Bils nächster Wettkampf ist höchstwahrscheinlich zwischen Juli und August 2022, die Weltmeisterschaft in Japan. Genauer kann man es noch nicht sagen, wegen der heutigen pandemischen Situation, mit der heutzutage die ganze Welt kämpft. 

Momentan heisst es für viele Österreicher, die zu Hause sein müssen nur noch abwarten und Tee trinken. Für die Profisportler gilt diese Regel nicht. Sie haben eine Sondergenehmigung damit sie jederzeit trainieren dürfen. Wenn es mal nicht möglich ist, dass Bil Marinkovic draussen trainieren kann, dann wird er sehr erfinderisch und macht so gut wie möglich mit seiner Sehbehinderung Übungen Zuhause wie Velofahren-, oder Gymnastik.  

«Ich spiele noch meine sieben Spiele und setze mich danach in den Ruhestand», dieses Ziel will Bil Marinkovic im Sommer 2024 in Paris umsetzen. Man nennt es auch die Paralympics. Mit 51 Jahren in den Ruhestand zu gehen, ist für viele unmöglich, doch für einen Profisportler ganz normal.