Legally Brunette

Als Anwältin möchte Carolina, nicht wie Elle Woods im Film Legally Blond ihre Freunde beeindrucken, sondern Menschen helfen, welche in Schwierigkeiten sind. „Ich wollte von klein auf Anwältin werden, weil ich als Anwältin selbst mein Boss sein kann.“ Sie ist der Typ Mensch, welcher die Führungsrolle liebt und bekommt nicht gerne Befehle. Viele Menschen haben Schwierigkeiten bei Streitigkeiten und Rechtsfällen und haben Mühe, diese zu lösen bzw. Recht zu bekommen. Carolina meint, dass Leute darum Hilfe von einer unparteiischen Person brauchen, die sie dabei unterstützen. „Alle Mandanten haben das Gefühl, dass sie Recht haben, aber es kommt darauf an, aus wessen Sicht man dies anschaut.“ Sie findet es wichtig, als Anwältin einen Fall von beiden Seiten anzuschauen und eine gute Verteidigung zu liefern.

“Schon früh auf”

„Schon früh am Morgen gibt es viele Kundenanrufe“, sagt Carolina. Ihre Kunden stammen oft aus São Paulo, Brasilien. Deshalb hat sie Öffnungszeiten festgelegt, damit ihre Klienten sie kontaktieren können. Ansonsten würden ihre Klienten sie zu jeder Zeit anrufen, um sich über ihre Prozesse zu informieren. „Ich stehe deshalb früh morgens auf, um mich zu organisieren und um auch z. B. eine Entscheidung des Richters studieren zu können.“ In Brasilien gibt es viel Ungerechtigkeit, daher hat es viele Fälle, um welche sich die Anwältin kümmern muss. Sie arbeitet von Montag bis Freitag im Büro oder am Gericht und am Wochenende trifft sie Abklärungen und recherchiert.

“Ein typischer Ablauf eines Falles”

Wenn Carolina einen neuen Fall hat, bittet sie ihren Klienten, das Beweismaterial einzureichen. Als Beispiel nennt sie einen Elternteil, der die Alimente nicht bezahlt. Sie wird ihren Klienten um die Geburtsurkunde des Kindes bitten, um sicherzustellen, dass das Kind auf seinen Namen registriert ist. Die Anwältin fragt nach der Adresse des anderen Elternteils, um herauszufinden, weshalb dieser nicht zahlt. Manchmal kann es ein Problem geben, dass die Alimente nicht rechtzeitig bezahlt werden, wie im Falle von Arbeitslosigkeit. Dies ist das Erste was sie macht, denn ohne Beweise kann die Anwältin das Recht auf Zahlung nicht einfordern. Nach der Kontaktaufnahme und dem Sammeln und Analysieren der Beweise schreibt sie ihren Bericht und sendet diesen dem Kunden zur Prüfung zu. Ist er damit einverstanden, leitet sie den Fall ans zuständige Gericht weiter. Anschliessend prüft der Richter den Fall und kontaktiert den Angeklagten, um seine Sicht der Dinge abzuklären und schlussendlich einen Gerichtstermin festzulegen.

“Freude am Beruf”

Mit ihrem umfangreichem Rechtswissen bereitet es Carolina grosse Freude, immer wieder neue Fälle zu bekommen. Da die Gesetze von Zeit zu Zeit angepasst werden, muss sie ihr Wissen ständig auf dem neusten Stand halten. Es bereitet ihr grosse Freude, direkt mit dem Richter vor Ort bei der Verhandlung des Falles dabei zu sein. Was Carolina nicht mag ist die vorherrschende Bürokratie des Justizamtes in Brasilien. „Das Urteil des Gerichtes wird über Wochen aufgeschoben. Es wird sehr oft Rekurs von der Gegenpartei eingelegt, was zu unnötigen Verzögerungen führt.“ Was auch sehr mühsam sei auch die Suche nach dem Angeklagten. „Der Angeklagte verschwindet oft von der Bildfläche oder versteckt sein Vermögen, damit er seine Schulden nicht bezahlen muss“, sagt Carolina.

“Ein neuen Weg einschlagen”

Als erste Ausbildung hat Carolina zwei Jahre lang die Business School besucht und anschliessend viele Jahre in einer Bank gearbeitet. Sie merkte in dieser Zeit schnell, dass dies nichts für sie ist, weil sie dabei nicht genügend selbständig arbeiten könne. Deshalb hat sie ihre Ausbildung als Juristin weitergeführt und ist heute als selbständige Anwältin tätig.

“Auf dem neusten Stand”

Als Anwalt muss man viel lesen. Recht studiert zu haben, bringt viele Vorteile. „Es ist ein lukrativer Beruf, sagt Carolina.“ Der Anwalt muss immer auf dem Laufenden sein, was in der Gesellschaft passiert, um dem Klienten die notwendige Unterstützung zu bieten. Man muss ähnliche Fälle recherchieren und analysieren, wie der Richter den Fall beurteilt hat, damit man ihn für den eigenen Fall verwenden oder verbessern kann.

„Man muss engagiert, sowie fokussiert sein und Charisma haben, damit dein Klient ein loyaler Kunde bleibt.“

“Kriminalfälle aus einer anderen Sicht”

„Ich selbst übernehme nur ungern Fälle, bei welchen es sich um Gewaltdelikte handelt. Aber in der Ausbildung lernen wir, dass jeder Mensch ein Recht hat, verteidigt zu werden.“ Auch z. B. ein Vergewaltiger wird in den meisten Fällen vom Staat verteidigt. Sie übernimmt selten Mandate von Kriminalfällen. Meist glaubt sie dem Täter nicht. Sie hat schon viele Fälle von häuslicher Gewalt gehabt, da sie Frauen in solchen Fällen unterstützt hat. Sie tue ihr Bestes, damit der Gewalttätige vor Gericht gestellt und entsprechend verurteilt werde.

“Wie Haustiere einen starken Einfluss auf den Menschen haben”

Ein Fall, den Carolina sehr interessant fand, war ein Streit über die geteilte Tierobhut. Es gab einen Klienten, der sich scheiden liess. Seine Exfrau verbot ihm danach, seinen Hund zu besuchen. Dadurch wurde der Mann depressiv, da er immer auf den Hund aufgepasst hatte und ihm dies sehr gefiel. Er gewann das Sorgerecht des Hundes vor Gericht. Carolina findet es schön, wie im brasilianischen Gesetz das Sorgerecht für Haustiere gleich behandelt wird wie für Kinder.

“Veränderungen zur besseren Person”

Es gab viele persönliche Veränderungen in den Jahren, während denen sie als Anwältin gearbeitet hat. Zum einen, weil sie eine Person ist, die früher vieles aus Impulsen gemacht hat. Sie ist immer noch so, aber als sie jung war, dachte sie, sie könne alles tun. Das hat sie belastet und erschöpft. Heute denke sie mehr und besser nach, bevor sie etwas tue, sie analysiere alle Perspektiven, um zu sehen, ob es sich lohnt, vor Gericht zu gehen. Heute schaue sie einen Fall genauer an und wenn es ihr nicht gefalle, verzichte sie lieber darauf. Auch wenn sie mit einem Fall viel Geld verdienen könnte, verteidige sie ihn nicht, wenn sie nicht an die Ehrlichkeit des Klienten glaube. Das gilt für jeden Beruf. Manchmal verbringen Menschen jahrelang Zeit in einem Beruf, welcher nicht zu ihnen passt. „Es ist wie ein Outfit, welches wir tragen, aber wir fühlen uns nicht wohl darin.“

“Bucket-List”

Ihre Ziele sind, bald in Rente zu gehen, da sie schon fast 60-jährig ist, gesund zu bleiben und ihre Zeit für sich geniessen zu können. Sie will in guter physischer Verfassung sein, um zu reisen, um von der Welt mehr zu sehen oder auch ihr eigenes Land besser kennenzulernen. Auch ihre Hobbys wie Lesen, Schwimmen, Sonnenbaden und Massagen oder Netflix sollen dann mehr Geltung zukommen.