Vom Bäcker zum leidenschaftlichen Gipser
In einem kleinen Dorf im Süden Italiens namens Cetraro wuchs G.V auf. Da besuchte er die Schule. Nach einem strengen Schultag hiess es «rausgehen und Dampf ablassen». Obwohl er sich in seiner Freizeit mit Freunden traf, waren die schulischen Leistungen für ihn sehr wichtig, für die er sich auch bemühte. Sein Lieblingsfach damals war Mathematik, den Geschichtsunterricht mochte er gar nicht. Als Jugendlicher träumte er immer davon, Mechaniker zu werden, jedoch waren die damaligen Umstände sowie die Arbeitssituation schwierig. Als er eines Tages von seinem Onkel das Angebot bekam, als Bäcker bei ihm zu arbeiten, dachte er sich nicht viel dabei und nahm es an. «Es war so interessant, dass ich direkt Spass an der Arbeit hatte.» Dort arbeitete er jahrelang, bis er von einem Tag auf den anderen im Jahr 1988 entschloss, in die Schweiz zu kommen, um etwas Neues zu versuchen.
Plötzlich auf einer Baustelle in der Schweiz
G.V war 19 Jahre jung, als er in die Schweiz kam. Anfangs war es sehr gewöhnungsbedürftig für ihn. Die Sprache konnte er kaum sprechen. Und was ganz neu war, waren das Schweizer System, das Wetter sowie die Mentalität. Durch einen Onkel, der schon in der Schweiz lebte, bekam er die Chance, sich bei einer Firma vorzustellen. Sie machten ihm das Angebot, als Gipser zu arbeiten und somit sich einzuleben. «Es ging mir alles viel zu schnell.» Etwa nach 6 Monaten fing G.V an seinem neuen Leben Gefallen zu finden. Er fing an, sich integriert zu fühlen. Was er jedoch schnell zu spüren bekam, war die körperliche Anstrengung. Die ersten Tätigkeiten, die er oft machen durfte, war das Material für die verschiedenen bevorstehenden Arbeiten vorzubereiten, wie auch das Putzen. Schon bald merkte die Firma wie engagiert G.V war. Er bekam die Chance, an einer grösseren Arbeit teilzunehmen. G.V durfte eine Wand verputzen. «Ich war so begeistert und stolz auf mich.»
Viele Anforderungen, jedoch grosse Vielseitigkeit
G.V ist von der Vielseitigkeit seines Berufes sehr begeistert. Grossen Spass macht es ihm, dass jeder Tag anders ist und der Arbeitsplatz sich ständig ändert. Einen Tag verbringt er auf der einen Baustelle, den nächsten auf einer anderen Baustelle. Einmal trifft man ihn in einer Wohnung, einmal in einer Villa eines Millionärs. Für jede Jahreszeit gibt es die passende Arbeitskleidung. Für den Winter hat er eine schwere Jacke, lange und dichte Hosen und eine Mütze. Im Sommer hat er eine kurze Hose, verschiedene T-Shirts und eine leichte Jacke, falls es mal windig sein sollte. Die Arbeitsschuhe bleiben immer die gleichen. Denn es ist wichtig, ein gutes Schuhwerk zu haben. Zum Gipser gehören auch verschiedene Tätigkeiten, welche man beherrschen sollte. Trockenbau wie auch Nassputz gehören zu den wichtigsten Aufgaben eines Gipsers. Auch Alba Platten einsetzen oder Weissputz sind Arbeiten eines Gipsers und vieles mehr. Am liebsten arbeitet G.V im Trockenbau, denn da kann er seiner Kreativität freien Lauf lassen.
Wie jeder andere Beruf hat man auch als Gipser Sonnen- sowie Schattenseiten. Im Winter muss man oft mit der Kälte kämpfen und im Sommer mit der Hitze. Beides ist nicht zu unterschätzen, denn das kann psychisch belastend sein. Schwere Objekte tragen sowie auf gefährlichen Baustellen zu arbeiten, gehören zum Alltag eines Gipsers.
«Es ist ein Teil von mir»
Wenn G.V sich heute rückblickend entscheiden müsste, würde er diesen Beruf wieder nehmen. Die Verbindung, die er in all diesen Jahren aufgebaut hat, ist ein Teil von ihm geworden. Heute trägt er auch viel mehr Verantwortung als vor einigen Jahren, dies bedeutet ihm viel. «Es ist wie eine zweite Familie.» Er lässt sich auch von verschiedenen Arbeiten inspirieren, um sein Wissen und seine Kompetenzen zu erweitern. Die häufigen Komplimente, die er bekommt, tun ihm sehr gut, denn es ist schön zu sehen, dass andere fasziniert von seiner Arbeit sind.
Heute ist vieles anders
G.V darf heute einige Lernende begleiten und unterstützen. Es macht ihm grosse Freude zu sehen, dass es junge Menschen gibt, die immer noch den Beruf Gipser ausüben wollen. Jedoch sieht er einige Unterschiede zu früher. «Früher wurde mit mehr Leidenschaft gearbeitet.» Er sieht in einigen Jugendlichen nicht das gleiche Interesse oder die Leidenschaft wie vor einigen Jahren. In der jetzigen Zeit werden die Lernenden mehr gefördert, vor allem in der Schule. Heute geht alles schneller, dadurch muss man auch schneller lernen. Auch was die Materialien und Werkzeuge angeht, sieht er Veränderungen. Die Materialien wie auch die Werkzeuge sind teurer, dafür gibt es mehr Auswahl als früher.
Sehr interessant zum lesen und toll geschrieben!