«Psychisch alles zu ertragen ist nicht einfach für die kranken Menschen»

1995 hat Petra Riva ihre Ausbildung als Krankenschwester abgeschlossen. Heute heisst das Pflegefachfrau HF. «Nach der Schule wusste ich noch nicht, was ich lernen wollte», deshalb ging sie für ein Jahr als Aupair ins Tessin. Im anschliessenden Sozialjahr von JUVESO bekam sie Einblick in verschiedenen Institutionen und wusste dann, was sie für einen Beruf erlernen wollte. «Das Zusammenarbeiten mit verschiedenen Menschen, sei es im Team, mit den Bewohnern, Patienten, Klienten, Angehörigen oder mit anderen Berufsgruppen, bereitet mir grosse Freude» Sie findet es sehr spannend, wie der menschliche Körper und die verschiedenen Therapien funktionieren. «Das Thema Sterben erlebe ich jedes Mal einzigartig und speziell» berichtet die gutherzige Pflegefachfrau HF.

Die gebürtige Reussbühlerin arbeitet mittlerweile seit 27 Jahren in der Pflege. Dass sie schon lange in diesem Beruf tätig ist und sich die Zeiten ändern, merkt man vor allem daran, dass der Zeitdruck immer höher wird und das Personal weniger. Es wird schwieriger, die Verantwortung zu tragen und den Überblick über den gesamten Pflegeprozess zu behalten. Petra Riva meint: «Angehörige werden immer mehr eine Herausforderung, teilweise mit den Ansprüchen oder wegen einer immer harscheren Umgangsform»

Im Pflegeberuf gibt es viele Möglichkeiten

Mit den Weiterbildungen hat Petra Riva nie gespart. Sie hat sich schon oft weitregebildet. Dies hängt auch damit zusammen, dass sie schon mehrmals die Arbeitsstellen gewechselt hat. Nach ihrer Lehre hat sie in Basel in einem Spital gearbeitet, danach 6 Jahre im Paraplegiker Zentrum in Nottwil. Später, als sie Mutter von 3 Kinder wurde, hat sie niederprozentig im Nachtdienst gearbeitet, danach in der Geriatrie. Anschliessend hat sie in der Spitex und im Asylbereich gearbeitet. Jetzt aber arbeitet sie in der Radio- Onkologie.

In der Radio-Onkologie behandelt die gelehrte Pflegefachfrau HF Menschen mit Tumoren, die bestrahlt werden. Sie macht mit ihren Patienten die Pflege- und Ernährungsberatung und gibt ihnen die Termine für die Bestrahlungen oder Therapieren mit. Auch gehören Injektionen zu verabreichen, Wundpflege, administrative Arbeiten zu ihrem Alltag. «Psychisch alles zu ertragen, ist nicht einfach für die so kranken Menschen» meint Petra Riva mit einem nachdenklichen Blick.

Schon immer ihr Traumberuf

»Ja, ich habe auch schon nachgedacht, meinen Beruf zu wechseln», meint Petra Riva überzeugt. Jedes Mal, wenn sie eine Weiterbildung oder eine Schulung gemacht hat, kehrte sie wieder in die Pflege zurück.

Auch als Petra Riva eine Zeit lang wegen einer sehr starken Allergie nicht als Pflegefachfrau arbeiten konnte und deshalb eine Bürofachschule gemacht hat, kehrte sie wieder in die Pflege zurück. Auf die Frage, wieso es sie immer wieder zurück in die Pflege schlage, antwortet sie lächelnd: «Weil es so vielseitig ist und es so viele Möglichkeiten gibt, wo man arbeiten kann.» Vor zwei Jahren hat die 50-jährige Pflegefachfrau HF noch eine Weiterbildung zur Arzt- und Spitalsekretärin gemacht. Mittlerweile arbeitet sie aber wieder als Pflegefachfrau HF. Sie schätzt den direkten Patientenkontakt.

Situationen die unvergessen bleiben

Auf die Frage, ob es auch peinliche Situationen in ihrem Beruf gebe, antwortet die gelernte Pflegefachfrau HF: «Am Tag von meinem Examen habe ich bei zwei Patienten die Zahnprothese vertauscht» Lachend fügt sie hinzu: «Sie waren so tapfer und haben das Morgenessen trotzdem eingenommen, weil sie Angst hatten, dass ich sonst mein Examen nicht bestehe.»

So kann sie sich erholen

Die 3-fache Mutter erholt sich beim Spazieren gehen mit dem Familienhund Lilly. Sie mag es, an der frischen Luft zu sein, da sie den ganzen Tag im Spital ist. Petra strickt und liest sehr gerne. Die Pflegefachfrau HF meint: «Wenn es den ganzen Tag hektisch zu und her geht, ist es wichtig, dass ich mich auch mal entspannen kann.» Sie ergänzt lächelnd; «Wenn man gesund sein darf, muss man sehr dankbar sein.».

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