Die Ausbildung fürs Leben

«Mit der kaufmännischen Grundbildung legst du die ideale Basis für deine berufliche Zukunft.» (Kaufmännischer Verband – https://www.kfmv.ch/wissen/lehre/kv-lehre)

Wenn die gelernte Kauffrau, heute alles auf der Welt machen könnte, ohne finanziellen Druck, würde sie in einem warmen Land ein grosses Grundstück kaufen und Tiere retten. «Hauptsache, dich erfüllt, was du machst», erzählt die Luzernerin.

Die Nr. 1 in der Schweiz: Die KV-Lehre

Die Lehrstellensuche war noch nie einfach. Als Linda sich für ein Arbeitsgebiet entscheiden musste, stand sie vor der Qual der Wahl. Die Auswahl sei überwältigend und sie habe zehn andere Dinge gehabt, welche sie auch interessiert hätten. Sie wusste somit nicht, was sie in der Oberstufe wählen sollte. Daher entschied sie sich für die Lehrstelle Kauffrau. Den Beruf könne man immer noch später wechseln, ergänzt Linda amüsiert. Wenn sie sich erneut entscheiden müsste, würde sie wieder den gleichen Weg gehen. «Als KV kann man in jeder Branche arbeiten, da es überall ein Büro und administrative Abläufe hat. Als Kauffrau lernt man viel für das Leben, wie  z. B. Versicherung, Briefe, Datenschutz, Steuern etc.»

«Isch chli wie heicho, wenn ich bim Richner bi!»

Linda absolvierte die dreijährige Ausbildung zur Kauffrau Profil B bei der Firma Richner in Kriens. Nach Beendigung der Lehre arbeitete sie weitere zwei Jahre bei Richner als Ausstellungsberaterin Sanitär. Da sie eine sehr gute Berufsbildnerin hatte, mit der sie eine persönliche Beziehung pflegte, wusste Linda, sie möchte selbst Auszubildende begleiten. Sie wechselte jedoch ihren Job und arbeitete für ein Jahr bei der Firma Sanimat in Sursee, einem Mitbewerber von Richner. Weil Linda das familiäre Ambiente vermisste, ist sie zu Richner zurückgekehrt. Dort betreut die 26-jährige Lernende. Lehrlinge auszubilden sei eine schöne und abwechslungsreiche Aufgabe, berichtet Linda strahlend.

Vorurteil: Das KV besteht doch nur aus Kaffeepausen

Der nächste Arbeitstag beginnt bereits am Vorabend, denn Linda prüft in ihrem Kalender, um welche Zeit sie ein Beratungsgespräch hat. Auch Vorbereitungen trifft sie am Vortag. Da sie gleitende Arbeitszeiten hat, kann sie sich den Tag etwas selbst einteilen. Gemäss Linda müsse sie nicht um Punkt 8 Uhr im Geschäft sein, sie könne auch erst um 9 Uhr im Büro sein. Wenn sie Termine hat, ist sie immer eine halbe Stunde vorher im Geschäft. Am Nachmittag hat Linda meistens eine weitere Beratung mit Kunden, danach erstellt die Brünette Offerten oder Auftragsbestätigungen und bearbeitet offene Pendenzen. Dies beinhaltet E-Mails lesen und Rückrufe tätigen. Mit zwei Beratungen am Tag ist Linda abends etwas länger im Betrieb. Mit der neuen Funktion als Berufsbildnerin hat sie weitere Aufgaben im Verlauf vom Arbeitsalltag.

Die stetig wachsenden Erwartungen

Auf die Frage, welche besonderen Anforderungen man im Alltag erlebe, antwortet Linda nachdenklich: «Es wird erwartet, dass man immer alles wisse und die Fakten sowie Zahlen jederzeit bereit hat.» Weitere Erwartungen seien, dass man die Aufträge sofort erledige und für die Kundschaft renne. Die Aussage, dass jener Beruf, den man ausübt, die Leidenschaft sein soll – belächelt Linda. Am Morgen wache sie allgemein nicht gerne auf. Es sei für sie nicht so, dass sie voll motiviert aufstehe und voller Freude arbeiten gehe, ergänzt sie lachend. Wenn sie im Geschäft sei, sei es jedoch cool, da sie ein super Team habe. Je nach Kunde und Beratung denkt sie sich, «wow, das war jetzt aber erfreulich.» Wenn die extrovertierte Linda jedoch Kunden hat, die einem extra herausfordern, dann sei es manchmal etwas schwierig.

Früher im Vergleich zu heute

Linda ist der Meinung, dass sich die ganze Menschheit etwas verändert hat. Mehr Erwartungen, Stress, Zeitdruck, Leistungsdruck, mangelnde Zufriedenheit etc. Egal ob im Beruf, in der Berufsschule oder im ÜK, die Anforderungen werden jedes Jahr immer grösser und grösser. Gemäss Linda seie, bereits die Lehrstellensuche und das Absolvieren einer Lehre nicht einfacher geworden. Die Schule sowie die Ausbildung hätten sich zudem sehr geändert. «Z.B. Briefregeln in der Informatik, welche sich dauernd ändern.» Die ständige Veränderung des Arbeitsmarkts komme noch hinzu.

Die Digitalisierung: «Fluch oder Segen?»

Die Digitalisierung hat jeweils Vor- und Nachteile. Bei gewissen Sachen ist die Idee gut, aber es ist nicht fertig gedacht und funktioniert dadurch nicht immer optimal. Auf Grund der Digitalisierung ist es so, dass sobald eine Kleinigkeit nicht funktioniert, beeinträchtigt das den Rest der Arbeit. «Bei uns sieht man den Einfluss der Digitalisierung: Tablets, 3-D-Ausstellung etc.» Im Prinzip ist Linda grundsätzlich für die Digitalisierung, da gewisse Dinge schneller und effizienter bearbeitet werden können. Jedoch bei Beratungen, wenn es heisst, sie muss das iPad mitnehmen, findet sie es nicht gut. Sie schaut dem Kunden lieber in die Augen, statt ins Tablett. «Die Kundschaft bekommt die Beratung und nicht das Tablett.»

Work-Life-Balance

Um den Kontakt mit ihren Freunden aufrecht zu halten, war sie lange in einem «Guggenverein», wo sie Trompete spielte. Ihre Leidenschaft ist jedoch das Fussball spielen. Denn Sport hilft ihr den Arbeitsalltag zu vergessen. Sie spielt bereits seit ca. 12 Jahren im Fussballverein SC Kriens. Wenn der Sportverein Winterpause hat, macht die sportliche Persönlichkeit zu Hause etwas für sich wie z. B. Workouts. Für die WM hat sie als engagierter Fussballfan, mit Freunden im Büro ein Wettspiel organisiert. Wenn Linda einen schlechten Tag hat, geht sie zu ihren Eltern, die auch in Malters wohnen, um ihren Hund zu besuchen.

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