«Und dann macht die Frau auf und steht nur mit dem BH vor mir»

«Man kann es sozusagen als Schönheitsbranche bezeichnen», erklärt B. E. mit einem Lächeln. Manchmal laufe er am Morgen in eine Höhle und am Abend, wenn er nach Hause geht, leuchtet und glänzt es und die Kunden freuen sich. Das ist sein Motto: Die Leute glücklich zu machen.
Als gelernter Maler streiche er hauptsächlich Decken und Wände im Innenbereich einer Wohnung. Das Auftragen von Tapeten findet er am schwierigsten. Auch eine heikle Angelegenheit ist es, wenn B. E. mit Schutzmaske und Handschuhen ausgerüstet ist. Denn dann ist die Diagnose: Schimmel! Er bekämpfe den Schimmel mit Antischimmelspray und Gift, erklärt er. Neubauten seien nicht so sein Gebiet, dafür mache er grösstenteils Renovationen. Ebenfalls nicht zu seinen Lieblingstätigkeiten gehören die Aussenarbeiten. Die versuche er möglichst zu vermeiden, da das Arbeiten und das Klima häufig unterschiedlicher Meinung seien. Ob es nun die Kälte, die Hitze oder der Regen sei. Man müsse auf so viele Dinge achten. Auch wenn B. E. lieber die Innenarbeit bevorzugt, hat er nicht immer die Gelegenheit auszuweichen.

Von Kunden, Schattenseiten und dem Willen
B. E. meint: «Privat mache ich fast gar nichts. Meine Kunden sind hauptsächlich Verwalter.» Verwalter sind Leute, die für die Häuser- oder Wohnungseigentümer die Verwaltung abwickeln, also zum Beispiel die Miete einfordern oder Handwerker anrufen, wenn eine Wohnung frei ist und die renoviert werden muss. Der 53-jährige Maler erklärt, er bekomme dann vom Verwalter einen Auftrag, wenn es einen Umzug gibt. Vorher müssen dann andere Handwerker anpacken, als Beispiel hier: eine neue Küche einbauen, einen neuen Boden legen oder Sonstiges umbauen.
Der gelernte Maler antwortete auf die Frage, wie lange er denn meistens an einem Auftrag habe: «Manchmal muss es schnell gehen. Manchmal hat man lange Zeit. Aber in der heutigen Zeit muss ja alles schnell gehen.» Ab und zu könne es bei einem Mieterwechsel vorkommen, dass die neuen Mieter schon mit den neuen Möbeln draussen stehen und er habe noch die ganze Arbeit vor sich. Die Meinung des Malers dazu ist, dass es häufig ein sehr stressiger Beruf sein kann. Aber dass muss es natürlich nicht unbedingt. Nach dem Zitat von B. E.: «Eins zu eins gerade, fliegender Wechsel raus – rein. Sie wollen keinen Mietzinsverlust wenn die Wohnung ein oder zwei Monate leer steht.» Dies sei zu einem oft vorkommenden Problem geworden. Es kann auch sein, dass der Vormieter noch Möbel in der Wohnung stehen hat. In diesem Fall müsse er das ganze Zeugs abdecken und es könne somit auch doppelt so lange dauern. Dies wären einige schöne Beispiele rund um das Thema «Schattenseiten im Beruf des Malers».
Aus der Sicht von B. E. gibt es keine wirklichen Voraussetzungen für den Beruf, nur der Wille dürfe nicht fehlen. Ohne diesen würde das Geschäft nicht laufen.

Aussergewöhnliche Situationen erfordern aussergewöhnliche Massnahmen
«Jeden Tag ist für einen Maler anders.», offenbart B. E. Auf die Frage, was denn das speziellste Erlebnis an einem Arbeitstag war, antwortet der 53-Jährige, dass es sehr schwierig für ihn sei, nur ein Erlebnis herauszusuchen. Der Satz, man weiss nie, was man antrifft, passt in diesem Fall wie die Faust aufs Auge:
Das merkwürdigste Erlebnis, das er bis jetzt erlebt habe, sei wirklich sehr kurios gewesen. Er habe am Morgen bei einem neuen Kunden geklingelt und es dauerte seine Zeit, bis endlich die Tür aufgemacht wurde. Er ging in den Lift hinein und fuhr zur Wohnung hoch. Kaum oben angekommen, machte eine Frau die Tür auf und stand nur mit dem BH vor ihm! Er konnte es in diesem Moment kaum glauben. Schliesslich habe es vorher doch so lange gedauert, bis er ins Innere des Gebäudes konnte, da hätte die Frau doch bestimmt genug Zeit gehabt, sich etwas anzuziehen. Wie B. E. dann aber bemerkte, hatte sie sich eher ausgezogen, anstatt sich anzuziehen! Mit einem leicht komischen Gefühl im Bauch habe er dann nichts dergleichen getan und begann mit der Arbeit. Der Maler behauptete noch, dass die Frau es wohl nicht so toll gefunden hatte, dass er sie einfach links liegen gelassen hatte.

«Rosige Zukunft im Beruf»
Den Maler brauche es immer, findet der selbstständige Maler. Er zählte einige Beispiele auf: Es wird geraucht. Ausserdem gebe es Wasserschäden. Ab und zu kämen auch Christbaum-Brände vor und davon werden die Wände verrusst. Katzen, die die Tapeten mit den Krallen herunterreissen. Oder es gab auch schon etwas mutwillige Leute, die Löcher in der Wand verursachen und so die Tapete verletzten. Aber auch der einfache Wunsch nach etwas Schönem sei in den Vorstellungen seiner Kunden. Maler haben also immer etwas zu tun, sprach der Malermeister als Fazit.

Von der Zukunft zurück in die Vergangenheit
Einen Blick in die Vergangenheit kann man es wohl am besten nennen. Nach dem vielversprechenden «Eindruck der Zukunft für den Beruf des Malers» erklärt B. E., dass er diesen Beruf erst gar nicht ausüben wollte. Im zweiten Anlauf aber habe er den Beruf des Malers dann doch noch ins Auge gefasst. Sein Vater sei da aber nicht gerade unbeteiligt gewesen, meinte er.

Vom Verkäufer zum selbstständigen Mann
Im Prinzip wusste B. E. nie genau, was er machen wollte. Zuerst habe er dann aber eine Lehre im Verkauf absolviert. «Das ist eigentlich das Naheliegendste gewesen», gibt er an. Die Lehre zum Verkäufer dauerte nur 2 Jahre. B. E. machte danach eine Ausbildung als Maler. Die durchlief er bei einem Geschäftskollegen seines Vaters. Als er das erste Mal mit der Arbeitskleidung des Malers vor der Türe seines Vaters stand, dachte dieser, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen vor sich ging, sagt der gelernte Maler und lächelt bei der Erinnerung. B. E. erzählt, er habe seinem Vater vorher überhaupt nichts von der Lehre als Maler gesagt. Diese Information war also eine völlige Überraschung für seinen Vater. Dieser war ebenfalls Maler und seit Jahren in dieser Branche tätig. «Danach habe ich bei meinem Vater gemalt. Zwei Jahre lang», teilt B. E. mit. Nach diesen Jahren voller neuer Eindrücke und mit der grossartigen Unterstützung seines Vaters machte er sich selbstständig. Trotz der neuen Erfahrung, auf einmal sein eigener Chef zu sein, haben die beiden weiterhin gemeinsam gearbeitet. Schliesslich war B. E. zu diesem Zeitpunkt erst 23 Jahre alt. «Das ist relativ früh», äussert der gelernte Verkäufer und Maler. «Aber natürlich mit dem Rückhalt meines Vaters.» Sein Vater, war ebenfalls froh über die Zusammenarbeit, denn die gemeinsame Abrechnung machte es auch für ihn weniger kompliziert.
Nun, 30 Jahre später, arbeitet B. E. immer noch auf diesem Gebiet. Wie damals mit seinen Eltern und seinen zwei Geschwistern lebt der 53-jährige Maler in einem Haus mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Emmenbrücke. Sein Vater ist leider vor 4 Jahren verstorben. Trotz des Verlustes geniesst der Maler seine Zeit mit der Familie, seinen Freunden und seinem grössten Hobby.

Verbindung zwischen Beruf und Hobby
Es sei ein wenig ein komisches Hobby, fängt er an. Seit er 18 Jahre alt ist, interessiere er sich für Kunst und Kunstmaler. Diese Leidenschaft erfuhr er durch seinen Götti, der Antiquitäten und Kunst gesammelt hat. B. E. berichtet, dass er das grösste Interesse für zeitgenössische Kunst, hauptsächlich Schweizer Künstler, entwickelte. Gleichzeitig sei er auch ein Sammler. Dutzende Bilder hängen bei ihm zu Hause an den Wänden. Im Übrigen habe er auch sämtliche Museen von namhaften Künstlern abgeklappert. «Kunst ist ein breiter Fächer», verkündet der 53-Jährige. Lesen, Filme schauen, Museen bestaunen, Vorträge anhören oder auch sammeln. Das alles sei Kunst.
Als Ausgleich für die Malerei setzt sich B. E. mit der Natur und dem Garten auseinander. Das und der obligatorische Wein während des Abendessens sind aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken.

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