Berufsporträt B. J.

Dieser Beruf ist jeden Stich wert

Bruno Jans, 72, ist einer der wenigen Imker im Seetalgebiet und bedient mit seinem Honig, Bienenwachs und Bienenharz sämtliche Honigliebhaber sowie restliche Interessenten an seinen Produkten. Während andere Leute Bienen als nervige, kleine Ungeziefer halten, lässt sich Bruno Jans immer wieder von den winzigen Tierchen faszinieren.

Während die meisten 72-Jährigen bereits in Pension sind und ihre Langeweile mit Bingo-Wettbewerben ersticken, schlüpft Bruno Jans in seinen Imkeranzug (bietet Schutz vor Bienenstichen), packt sein Zubehör ins Auto und fährt am helllichten Tag den Hügel zu seinen Bienen hoch. Dort ist es so laut wie in einer Disco. Genau das bevorzugt Bruno: „Wenn ich an einem warmen Sommertag zu den Bienen fahre, dazu beim Ankommen das Summen meiner Bienen höre, klingt das wie Musik in meinen Ohren.“

Doch etwas steht fest: Brunos Arbeit ist nichts für Angsthasen. Denn der Imker wird trotz seiner langjährigen Berufserfahrung ab und zu von seinen Bienen gestochen. „Normalerweise sind Bienenstiche sehr selten, weil die Bienen nur stechen, wenn sie provoziert werden“, betont er. „Ich muss zugeben, dass ich meinen Imkeranzug immer seltener verwendet habe, da ich mit meinen Bienen immer vertrauter wurde“, schmunzelte er. Des Weiteren meint Bruno, dass ein Bienenstich überhaupt nicht gefährlich ist, es sei denn, man ist gegen Bienenstiche allergisch.

Die Hauptsaison des Imkers ist im Sommer. Der Arbeitsprozess des Imkers und natürlich auch der bienenfleissigen Honigproduzenten beginnt jedoch schon weitaus früher. Als erstes kontrolliert man den Gesundheitszustand der Bienenvölker, indem man die einzelnen Waben herausnimmt und begutachtet. Im Frühling schiebt man starken Völkern neue Waben ein. Im Frühling beim Aufblühen, setzt man den Völkern die sogenannten Honigräume über das Brutnest ein (Honigräume sind spezielle Waben). Am Ende der Blütezeit werden diese herausgenommen und der darin enthaltene Honig in einer Zentrifuge aus den Waben herausgeschleudert. Den betreffenden Honig nennt man Blütenhonig. Nach der Ernte werden die Honigräume erneut übers Brutnest aufgesetzt. Bei gutem Wetter sammeln die Bienen nun den Sommerhonig. Dieser wird im Juli geerntet. Kurz ab Ende Juli werden die Völker auf den Winter vorbereitet. Dies geschieht mit der Fütterung von Zuckerwasser gemischt mit Honig. Nach der ersten Fütterung wird die erste Behandlung gegen die Varoa-Milbe (Parasit) durchgeführt. Dazu benutzt man 70%ige Ameisensäure. Nach dieser Behandlung folgt die zweite Fütterung. Anschliessend folgt die zweite Behandlung gegen den Parasiten. Im Oktober werden die Völker nochmals kontrolliert und überflüssige Waben entfernt, sodass die einzelnen Völker auf die passende Grösse eingeengt werden.

Während des eiskalten Winters lässt man die Bienen weitgehend in Ruhe. In der von Schnee geprägten Weihnachtszeit bedeckt man die einzelnen Völker mit Isoliermaterial.

Seit seinem 15. Lebensjahr bis heute übt Bruno seinen honigsüssen Beruf aus. Dies heisst, dass er jetzt schon eine 57-jährige Berufserfahrung hat. „Bienen haben mich schon als Kind fasziniert.“ „Besonders seit ich mit einem Kollegen einem Schwarm nachgerannt bin“, lacht Bruno. „Da habe ich das erste Mal gesehen, wie sich Bienen natürlich vermehren, indem ein Teil des Volkes den Kasten verlässt und einen neuen Standort sucht.“

Als nächsten Punkt spricht der Imker eine sehr wichtige Botschaft an: „Durch die Zerstörung der natürlichen Lebensräume (intensive Landwirtschaft, Ausdehnungen der Siedlungen, Einsatz von Pestiziden) werden die Bienen bedroht.“ „Damit die Bienen langfristig überleben können, muss der Einsatz von Pestiziden stark reduziert werden und es müssen wieder artenreiche, naturnahe Lebensräume geschaffen werden.“

Zum Schluss informiert Bruno noch über die Zusammensetzung eines Bienenvolkes: „Normalerweise hat ein Bienenvolk immer mindestens eine Königin, 10000-70000 Arbeiterinnen und ca. 20-2000 Drohnen“, murmelt Bruno. „Die Drohnen sind männliche Bienen und sind vor Allem im Frühling bis Frühsommer vorhanden.“ „Wenn ein Volk schwärmen will, zieht es vorher mehrere junge Königinnen nach.“ „Ein Schwarm enthält mindestens eine Königin“, fügt Bruno noch hinzu.

«Das Arbeiten als Imker ist schon hart, wenn man jedoch über das ganze Jahr fleissig wie eine Biene ist, kann der Beruf honigsüss sein!»

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