Kuvertüre, Kühle, Konfiseurin

Es ist 3 Uhr morgens, sie reist die Türe auf und die erfrierende Kälte weht ihr ins Gesicht. So sieht ein normaler Tagesstart, im Leben der 21-jährigen Lea aus.

Jeden Morgen um 2 Uhr nachts aufzustehen, während andere noch schlafen, muss frustrierend sein. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen: “Das Aufstehen ist nie mein Problem», schildert sie. Erschöpft ist sie erst am Nachmittag, wenn sie schliesslich nach Hause gehen kann. Ein Fuss über die Schwelle gesetzt und das Einzige, woran die junge Konfiseurin denken kann, ist, sich rapide in das wärmende Bett zu legen und für die nächsten Stunden den verdienten Schlaf nachzuholen. Nur vier Stunden Schlaf kriege sie pro Nacht. «Zudem stehe ich den ganzen Tag auf den Beinen», erklärt sie. Wovon aber viele träumen, ist bei Lea Gewohnheit. Jeden Morgen isst sie zusammen mit ihren Arbeitskollegen Frühstück und währenddessen können sie den bewundernswerten Sonnenaufgang geniessen.

Natürlich muss nicht jeder Konfiseur so früh morgens bereits auf der Matte stehen, jedoch kann es vorkommen, dass die ausgelernten Bäcker-Konditoren in der Bäckerei arbeiten, wie es auch bei Lea oft der Fall ist.

«Jeden Tag Pralinen zu sehen und zu riechen, ist gar nicht mal so übel», verrät Lea. Im Gegenteil, auch privat liebt sie Schokolade und kann gar nicht genug davon bekommen, egal ob dunkel oder hell. Dabei schmunzelt sie: «Mein Chef sagt immer, es sei eine Frechheit, weisse Schokolade so zu nennen, es sei keine echte Schokolade, sie bestehe nur aus Fett und Zucker.»

«Dieser Beruf ist schwieriger, als man denkt», räumt sie ein. «Wenn die Schokolade nicht genug kühl ist, wird sie grau.», weiter erklärt sie: «Man muss immer sehr exakt arbeiten», genau das möge sie am Beruf so sehr. Es sind die kleinen Details, auf die es ankommt. So kann sie sich ausleben und ausdrücken. Lea blüht in ihrer Arbeit auf und ist manchmal in ihrer eigenen Welt gefangen. «Für diesen Beruf muss man leben.», fügt sie nachdenklich hinzu. Das Dekorieren von Torten und die Herstellung von Pralinen liege ihr besonders. Sie lächelt und sagt: «Bald kommt wieder die Weihnachtszeit.», in das Geschäft treten und sofort steigt der süsse Zimtduft in die Nase, darauf freue sie sich immer ganz besonders. Wie auch auf Ostern und auf die weiteren Festtage. An diesen Tagen stellen sie speziellere Süsswaren her und es sei jedes Mal wieder eine willkommene Abwechslung.

Stressig kann es jedoch auch werden. «Wir kriegen im Verlauf des Tages weitere Bestellungen.», erläutert sie «Diese müssen natürlich abgearbeitet werden.», erst wenn alles erledigt sei, mache sie sich auf den Heimweg. Lea sagt, sie komme häufig erst am späten Nachmittag nachhause.

Wie in anderen Berufen gibt es auch bei der 21-jährigen Schattenseiten. Dies macht sie mit einem wehmütigen Blick klar. Sozialleben? Diesen Begriff kenne sie nicht mehr. Während für ihre Freunde der Abend erst beginnt, liegt sie schon im Bett. Sie gesteht, es sei hart, andere gehen am Freitagabend aus und treffen sich am Wochenende mit Freunden, derweilen sie arbeite. «Ich habe einen komplett anderen Tagesablauf.», bemerkt sie, «und so verliert man, schneller als man denkt, den Kontakt zu seinen Freunden.»

Hobby und Beruf bedeuten für Lea dasselbe. Auch Zuhause geht sie ihrer Leidenschaft nach. «Zuhause stelle ich lieber Dinge wie Zuckerfiguren her.», da könne sie ihrer Fantasie einen grösseren Raum geben. Das ganze Material, um Pralinen herzustellen, sei aber viel zu teuer. Auch für andere Arbeiten fehlt ihr leider das Material wie auch der Platz in ihren eigenen vier Wänden. Mit funkelnden Augen erzählt sie, von Zuhause aus arbeiten zu können und sich selbstständig zu machen, wäre ihr grösster Traum, so könne sie auch ihre sozialen Kontakte besser pflegen. Lea gesteht jedoch, momentan Interesse an anderen Berufen zu haben., Sie/Die junge, dynamische Frau möchte gerne mehr Erfahrungen sammeln. Ihre Leidenschaft für die Kuvertüre und das Backen jedoch wird sich allerdings nie mindern.

2 Comments

  1. Hallo Eny
    Du hast den Beruf sehr genau beschrieben, dass ich mich gut vorstellen kann, wie schwierig es ist diesen Beruf zu machen. Dein Text ist sehr toll. 🙂
    – Vjollca

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