Hans Kost, 64, steht kurz vor der Pension. Auf dieses Thema wird er aktuell in seinem letzten Schuljahr oft angesprochen. Viele Arbeiten und Tätigkeiten führt er zum letzten Mal aus. Einerseits verspürt er Vorfreude, dass der ständige Druck, das ständige Reagieren und das ständige Bewältigen neuer Herausforderungen in der Pension abnehmen. Andererseits macht sich bei ihm Wehmut breit, wenn er daran denkt, künftig nicht mehr täglich Kontakt mit Lehrpersonen und Primarschüler*innen zu haben. „Ich bin nach wie vor stark herausgefordert und stark interessiert“, betont er. Kost ist froh, trotz den hohen und anspruchsvollen Anforderungen gesund zu sein.
In der 6. Klasse will Kost Lehrer werden. Sein Lehrer meint aber mehrmals zu ihm, dass das nichts für ihn sei, da er zu wenig gerne lerne. Also entscheidet sich Kost nach der 3. Oberstufe für eine Lehre als Tiefbauzeichner. Später kommt Kost zurück auf seinen ursprünglichen Berufswunsch Lehrer, nicht zuletzt, weil seine ältere Schwester Lehrerin ist und er viele Skilager leitet. Er besucht dann den Lehramtskurs und wird 5./6. Klass-Lehrer. Er empfindet Schulentwicklung als interessant und wichtig. Deshalb beginnt er, Weiterbildungen zu machen und rutscht so in die Ausbildung zum Schulleiter, die er mit der Inbetriebnahme des Quartierschulhauses Oberfeld in Root abschliesst.
Kosts Arbeitsalltag ist interessant und vielseitig. Einerseits arbeitet er allein in seinem Büro im obersten Stock im bald 100-jährigen Schulhaus St. Martin in Root, andererseits arbeitet man als Schulleiter auch in den Schulzimmern, hat Sitzungen und Gespräche, Anlässe mit dem ganzen Schulhaus und ist in ständigem Austausch mit Lehrpersonen, Schulleiter*innen, Eltern, Schüler*innen und Behörden. Das Personalmanagement ist gemäss Kost die zentralste und umfangreichste Aufgabe. Dazu gehören unter anderem Unterrichtsbesuche, anschliessende Beurteilungs- und Fördergespräche mit Lehrpersonen, Personaladministration, Lehrpersonen beraten und zum Beispiel an schwierigen Gesprächen unterstützen. Auch die Betreuung von Klassenassistenzen und Zivildienstleistenden wird in den letzten Jahren immer präsenter. Weitere grosse Aufgaben sind Schuljahresplanung und Schulorganisation. Als Schulleiter macht Kost nämlich die Pensen- und Stundenplanung sowie die Jahresterminlisten. Die Lieblingsaufgaben von Hans Kost sind diejenigen in den Bereichen des praktischen Schulbetriebes und der Schulkultur. Konkrete Beispiele sind Schulanlässe mit Kindern und Lehrepersonen wie das Sprachenfest, Unterrichtsbesuche und die dazugehörigen Feedbackgespräche, gemeinsame Visionen wie zum Beispiel kompetenzorientierte Beurteilung festlegen und den Weg zur Verwirklichung planen. Letzteres ist Schulentwicklung. Kost erklärt, Schulentwicklung bedeute, die Schule für die sich ständig schneller entwickelnde Gesellschaft fit zu machen.
Viel beschäftigt sich Kost auch mit der Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen oder Sonderschulbedürfnissen. Er definiert den Bedarf an Unterstützung und sucht Förderlehrpersonen und Klassenassistenzen. Auch in den Abklärungsprozess von sonderschulbedürftigen Kindern ist er als Schulleiter stark involviert. Dieser höchst umfangreiche Prozess, in den viele Personen eingebunden sind, braucht von der Seite der Schulleitung jede Menge Einfühlungsvermögen, insbesondere was die Kommunikation betrifft.
Hans Kost muss als Schulleiter Arbeit und Privatleben trennen können. Sein Arbeitsweg, 10 Minuten Fahrrad fahren, dient ihm dabei als Schleuse. Wenn er zuhause ankommt, muss er nicht mehr ständig am Schulalltag herumstudieren.
Seine letzten Jahre als Berufstätiger verlaufen allerdings keineswegs so, wie er sich das vorstellt. Sein Wunsch, bis 65 zu arbeiten, ist mit dem Plan, eines der Primarschulhäuser in Root abzugeben, verbunden. 1 Jahr lang geht das ganz gut auf. Er kann in einem kleineren Pensum arbeiten. Dann kommt Corona, der Rektor fällt überraschend von einem auf den anderen Monat aus, der Lehrermangel spitzt sich zu, das Einarbeiten und die Zusammenarbeit mit einem neuen Rektor startet und letztendlich kommt das Einschulen von Kindern aus der Ukraine hinzu. All diese Umstände generieren zusätzliche Aufgaben. So wird sein ursprünglicher Plan über den Haufen geworfen und das Gegenteil von Entlastung – zusätzliche Belastung – tritt ein.
Die Schule müsse aufpassen, dass sie den Anschluss an die gesellschaftliche Entwicklung nicht verliere. „In der sich rasant entwickelnden Gesellschaft sind künftig überfachliche Kompetenzen viel bedeutsamer“, meint Hans Kost. Er zitiert 4 Kernkompetenzen für das 21. Jahrhundert: Kritisches Denken, Kollaboration, Kommunikation und Kreativität. Lehrer und Schulleiter werden sich in Zukunft noch mehr vom Wissensvermittler zum Coach verändern müssen. Die Beurteilung mit Noten, Stundenpläne und Hausaufgaben stellt Kost in Frage. In Zukunft soll kooperativer und projektartiger gelernt werden, um Kompetenzen zu erlangen und beurteilen zu können. Zur Beurteilung von Lehrpersonen und Schüler*innen könne das Portfolio geeigneter als Noten sein.
In dieser komplexen und nicht einfachen Entwicklung sind der Beruf und die Haltung des Schulleiters für die Entwicklung einer Schule zentral. Als Schulleiter muss man sich mit den ständigen Veränderungen mitverändern. Der Schulleiter ist nämlich am Puls der Gesellschaft.
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