R.B ist einer der wenigen Uhrenmacher in der Schweiz, der noch alle möglichen Uhren – von der kleinen Taschenuhr bis zur grossen Bandeule – zu reparieren und zu restaurieren vermag. Diese Arbeiten führt er beim Gübelin in Luzern schon seit zehn Jahren aus.
Wie kam er zum Beruf des Uhrmachers und wie sieht sein Werdegang aus?
R.B wurde 1962 in Cham, Kanton Zug, geboren. Das Einzelkind absolvierte die Sekundarschule seines Heimatortes im Niveau B und hatte zu der Zeit noch keine Ahnung, welche Lehre er beginnen sollte. Seine Mutter sagte daraufhin zu ihm: «Dein Götti hat zurzeit eine Lehrstelle als Uhrmacher frei.» Und so lernte er bei seinem Götti den Beruf des Uhrmachers – was ihm jedoch nicht immer gefiel. Nach der Lehre hatte er viele verschiedene Anstellungen. Dabei konnte er auch für zwei Jahre nach Kanada gehen, um dort für Cartier zu arbeiten. Diese Chance der Weiterentwicklung nutzte der Chamer, der dort in einem jüdischen Viertel wohnte, um andere Kulturen und den vollkommen anderen Arbeitsalltag der Kanadier kennenzulernen. Als er 1992 wieder in die Schweiz zurückkehrte, eröffnete er ein eigenes Geschäft, das er in der Stadt Luzern 20 Jahre lang führte. Mit 50 Jahren gab er das Geschäft auf, um eine sichere Anstellung zu finden, denn er hatte nun drei Kinder und wollte und konnte nicht mehr so viel Risiko tragen. Zudem war es sein Ansinnen, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Seit 2012 arbeitet er nun schon bei Gübelin.
Sein Arbeitsalltag
R.B beginnt seine Arbeit im Geschäft immer um etwa 7:00 Uhr. Das Erste, was er an seinem Arbeitsplatz macht, ist die Reinigung der Werkbank, deren Sauberkeit für seine Arbeit mit kostbaren Uhren von zentraler Bedeutung ist. Sein Credo lautet: «Man bekommt nur dann einen klaren Kopf, wenn das Rundherum klar und aufgeräumt ist.» Nach der sorgsamen Reinigung kontrolliert Bürkle die Uhren, die er am vorherigen Tag repariert oder restauriert hat.
Nach Erledigung dieser beiden grundlegenden Schritte beginnt er mit seiner eigentlichen Arbeit: dem Reparieren kaputter sowie dem Restaurieren oder Revidieren älterer Uhren. Zielsetzung bei der Restaurierung/Revision alter Uhren ist es, sie mit vorhandenen Teilen so gut wie möglich wie neu aussehen zu lassen; dabei sollen so wenig wie möglich neue Teile eingebracht werden.
Um 12.30 Uhr geht Bürkle üblicherweise in seine etwa einstündige Mittagspause. Am Nachmittag repariert er die Uhren, die ihm am meisten Spass machen, etwa Atmos- oder Taschenuhren. Diese Uhren, deren präzise Mechanik das Produkt feinster und exakter Handwerkskunst sind, fordern Bürkle stets aufs Neue heraus. In den Feierabend geht er gegen 16.30 Uhr, wo er sich am liebsten mit der Geschichte Russlands und der russischen Sprache beschäftigt.
Uhrenmacher heutzutage
«Heutzutage macht der Beruf des Uhrenmachers keinen Sinn mehr», so R.B. Es liegt seiner Ansicht nach u.a. daran, dass der Beruf nicht mehr zeitgemäss ist und immer mehr industrialisiert wird. So betrage die Lehrzeit für Uhrenmacher heute nur mehr zwei Jahre. In dieser für ihn zu kurzen Zeit bekommen die Lehrlinge nur mehr oberflächlich beigebracht, was den Beruf ausmacht und der Fokus liegt einzig darauf, Uhren so billig und mit so wenig Aufwand wie möglich zu reparieren. Die Kunst, die dem Beruf einst innewohnte, weicht dem Kommerz. Die meisten grossen Marken wie Rolex oder Patek Phillip stellen ihren Vertrieb auf den Verkauf in eigenen Läden um und erledigen auch die Reparaturen in ihren Fabriken. In diesen Fabriken sind üblicherweise Uhrenmacher mit wenig Erfahrung beschäftigt, was die Personalkosten niedrig hält und den Unternehmen höhere Profite erlaubt.