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Ein unerwünschter Gast (2)

Meine Hände sind blutverschmiert. Ich kann nicht fassen, was ich gerade erleben muss. Verzweifelt versuche ich die rote, dicke Flüssigkeit abzuwischen und schmiere mir dabei alles auf mein schwarzes T-Shirt. Ein Messer befindet sich neben Dylan, welcher nun tot auf dem Boden liegt.

Tränen fliessen ununterbrochen aus meinen Augen. Wieso ich? Wieso muss ich ihn finden? Wir wollten zusammen die Welt bereisen. Wir wollten eine Familie gründen und bis zu unserem letzten Atemzug zusammenbleiben. Ich hätte nie gedacht, dass er seinen letzten Atemzug ohne mich erleben würde.

Ich werde unser erstes Treffen nie vergessen. Ich hatte Nachtschicht im Spital, in dem ich arbeitete und lief aus Versehen in ihn rein. Er war so groß und hatte dunkle Augen, die mich so sehr faszinierten. „Wow, langsam Kleine. Wo willst du denn so schnell hin?“ Dylans Stimme passte perfekt zu seinem Aussehen. Tief, aber trotzdem beruhigend. Ich lächelte ihn freundlich an. „Entschuldige… Ich musste mich beeilen. Nachts läuft immer am meisten“, gab ich ehrlich zu. Er kuckte mich erwartungsvoll an, als wäre er bereit, mir den ganzen Abend zuzuhören.

Seit diesem Abend waren wir fast täglich zusammen. Er wartete fast jeden Abend vor dem Spital auf mich und fuhr mich zu unserem Lieblingsrestaurant.

Seine Leiche liegt in meinem Wohnzimmer. Eine Blutlache ist um uns herum. Sein Blut. Ich beschliesse, aufzustehen und mein Handy zu holen, welches auf der Küchenablage liegt. Ich werde die Polizei anrufen. Auf dem Weg in die Küche wage ich einen Blick in mein Spiegelbild. Meine Knie und Hände sind blutig. Meine langen blonden Haare sind auch nicht mehr gepflegt.

Ich kann mich nicht vom Fleck bewegen. Plötzlich höre ich ein Glas hinter mir zerbrechen. Ich drehe mich erschrocken um und schaue in die Richtung, aus der ich das Geräusch gehört habe. Ich kann meinen Augen kaum trauen. Da steht eine schwarzhaarige Frau, die sehr wütend aussieht.

„Julia Martin, richtig?“, fragt die Frau. Ich schaue sie schockiert und voller Angst an. ,,Hat sie Dylan umgebracht?” In kleinen Schritten bewege ich mich rückwärts von ihr weg. „Du bist eine wahre Schönheit, Julia. Jetzt verstehe ich, wieso mein Ehemann dich nie erwähnt hat. Zu schade, dass er dich mir nicht mehr vorstellen kann. Ich kann das aber gerne für ihn übernehmen.“, fährt sie fort. ,,Was redet sie denn da? Redet sie über Dylan? Wen meint sie mit Ehemann?”

„Mein Name ist Tanja. Tanja Willow. Ich bin Dylan’s Ehefrau“. Ich schaue sie ungläubig an. Das kann doch nicht wahr sein! Dylan ist mein Freund. Er hat keine Frau. Das würde er mir doch niemals antun! Oder??

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