Ich studierte mein drittes Jahr, an der der Pädagogischen Hochschule in der Türkei, als ich mein Studium aus politischen Gründen abbrechen musste. Ich musste flüchten und kam hier in die Schweiz. Angekommen wartete ich ein Jahr und wurde ins Asylheim geschickt. Man meldete mich sofort an einen Deutschkurs an, denn mir war bewusst, dass die Sprache ein wichtiger Kommunikationsweg ist. Ein Jahr darauf bekam ich eine Lehrstelle als Bekleidungsgestalterin im EFZ. Ich absolvierte meine dreijährige Lehre mit guten Leistungen. Kurz darauf überlegte mein Mann ein Restaurant mit zwei weiteren Kollegen zu leiten, welches ein alter Freund von ihm verkaufen wollte. Da ich in diesem Zeitpunkt eine schwere Zeit hatte, einen Job zu finden, stimmte ich zu. Kurze Zeit später kauften wir unser erstes Restaurant und leiteten dieses unter drei guten Freunden in Arth Goldau. Die ersten Jahre waren die schwierigsten. Wir verstanden wenig Deutsch und wussten nicht immer, was die Gäste genau haben wollten. Glücklicherweise hatten wir eine Mitarbeiterin, die dort schon gearbeitet hatte und gute Deutschkenntnisse besass sowie auch die Gäste und Umgebung kannte. War diese aber in der Zimmerstunde oder hatte frei, wurde es für uns schwierig. Als wir mit dem Lieferdienst anfingen, verdoppelten sich unsere Gewinne. Mit der Zeit wurde unser Restaurant eines der beliebtesten vor Ort. Es war nicht nur ein Restaurant, es bildete sich auch langsam zu einer Familie. Doch mit der Zeit kam es zu Öfteren Diskussionen unter der Leitung. Der erste Freund trennte sich im Guten von uns und eröffnete sein eigenes Restaurant. Einige Jahre später trennten sich auch unsere Wege. Ich und mein Mann waren nun auf der Suche nach etwas Eigenes. Nach einer halbjährigen Suche fanden wir ein Restaurant in einer familiären Umgebung. Seit 2015 ist dieses Restaurant unter unserer Leitung. Hier erlebten wir Schwierigkeiten mit der Küche und Gäste. Wir versuchten verschiedenes aus, bis wir uns zur schweizerischen Küche entschieden.
Am Anfang hatten wir die Probleme, die jedes Restaurant Anfangs hat. Es kamen wenig Gäste. Ich denke unsere Aufmerksamkeit, Freundlichkeit, Ehrlichkeit und Sauberkeit überzeugte unseren heutigen Gästen. Persönlich, nach 18 Jahren Erfahrung, finde ich Berufe in der Gastronomie sehr schwer. Ob in einem Restaurant oder in einem Hotel. Gäste sind nicht immer zufrieden und hier hilft nichts weiteres als Geduld. Auch schwierig ist es in Situationen, indem man allein im Service ist. Man hat alle Hände voll zu tun und ist im Stress. Dabei werden die Gäste sehr ungeduldig. Sollten Probleme oder Schwierigkeiten vorkommen, muss man diese allein bewältigen und gleichzeitig das Restaurant führen.
Ich achte sehr darauf, dass mindestens ein männlicher Mitarbeiter abends im Restaurant mitarbeitet. Vor allem am Wochenende. Die Gäste trinken und werden betrunken. Hier ist es mir wichtig das meine Service Angestelltinnen sich sicherfühlen. Ebenfalls achte ich, dass sich meine Mitarbeiter immer wohl fühlen. Ich möchte, dass sie ihrem Arbeitsgeber vertrauen können, ob mit persönlichen oder geschäftlichen Anliegen. Mir liegt es sehr am Herzen, dass sich unsere Gäste nichts mehr als wohl fühlen. Wir sind hier wie eine Familie. Die Gäste fühlen sich wohl bei uns. Es ist bei uns sehr familiär und ich nehme mir für jeden Gast, bevor ich nachhause gehe, einzeln Zeit. Rede mit Ihnen und höre Ihnen gerne zu, spässe mit Ihnen. Das ist der Schlüssel für eine gute Beziehung zwischen Kunde und Arbeitgeber.
Ein Vorfall, bei dem ich nichts anderes als schockiert war. Unser heutiges Restaurant führe ich schon seit sieben Jahren mit meinem Mann. Wir hatten fast keine Probleme, weder mit Gästen noch mit Nachbarn. Ich hatte Frühdienst und öffnete das Restaurant. Von weitem bemerkte ich eine Schrift auf der Eingangstüre. Als ich näherkam, sah ich, dass „Go Home Turks“ stand, was so viel wie „Geht nach Hause, Türken“ bedeutet. Ich war verletzt, dass sich einer unseren Gästen für uns so empfand. Ich alarmierte sofort die Polizei.
Zu meinen Aufgaben gehören nicht nur Lohn auszahlen und im Service arbeiten, ich erledige auch die Buchhaltung. Wenn ich zurückblicke, kann ich stolz sein, dass wir mit guter und sauberer Arbeit Erfolg leisten und sich unsere Gäste wie ein kleineres zweites Zuhause haben. Ein Stammgast wohnt gleich über und kommt oft am Morgen, manchmal sogar in Pyjamas und Hausschuhe. Er meint immer, er komme von seinem Bett zu uns ins „Wohnzimmer“.
Super Text!
Du hast geredet wie ein Löwe.