Spitzen und Stocken und Scharrieren und Schleifen

Seine erste Ausbildung, erzählt mein Vater, habe er als Steinmetz vor mehr als 40 Jahren absolviert. Die erste Arbeitsstelle nach der erfolgreich abgeschlossenen Lehre habe er dann bei einem Bildhauer in Sursee gefunden, berichtet er weiter. Neben dem traditionellen Handwerk habe es bei diesem Bildhauer auch diverse Tätigkeiten im Bereich Kunst, sakrale Kunstund und dem sogenannten freien Kunsthandwerk zum Ausführen gegeben. Die Arbeiten sagt er, seien spannend, vielseitig, herausfordernd und oft unter schwierigen klimatischen Verhältnissen zu bewerkstelligen gewesen.

Für das Handwerk des Steinmetzes brauche es vielseitige Kenntnisse und auch Begabungen in diversen Bereichen führt Dani weiter aus. «Freihandzeichnen zum Beispiel ist an der damaligen Berufsschule in Bern ein wichtiges Fach gewesen», sagt er. «Leider habe ich diese Fertigkeit in den letzten Jahren sehr vernachlässigt» bedauert er. Sein Berufsbildner habe ihm immer zu diesem Fach gesagt: «Übung macht den Meister». Dieser Satz liegt meinem Vater immer noch in den Ohren. Damit ich die Vielseitigkeit dieses Kunsthandwerkes besser verstehe, erklärt er auch einige Begriffe aus dem Berufsalltag: «Ein Stein kann vielseitig bearbeitet werden. Die Oberfläche eines Steines wird gespitzt, gestockt, geschliffen und geflammt.» Dazu hätten ihm verschiedene Werkzeuge wie Meissel und andere Steinbearbeitungsutensilien gedient. Neben der Steinbearbeitung meint er, habe er auch alte Gebäude restauriert. «Gefallen hat mir besonders, dass ich Aufträge im künstlerischen Bereich ausführen konnte. Immer wieder konnte ich so Neues dazulernen. Zudem kam ich deswegen auch mit verschiedenen anderen Berufsgruppen wie zum Beispiel Holzbildhauer, Vergolder und Denkmalpfleger und auch Friedhofsmitarbeiter in Kontakt. Diese Zusammenarbeiten waren sehr bereichernd für mich, auch persönlich ergaben sich daraus freundschaftliche Beziehungen, die ich heute noch pflege».

Je nach Arbeiten muss die Wetterlage sehr gut einbezogen werden. Es gibt Tätigkeiten, die nur bei warmen Temperaturen durchgeführt werden können. Solche Projekte sind, Restaurationen an Gebäuden im Aussenbereich. Diese sind deshalb nur für den Sommer geplant. «Grabsteine hingegen konnte ich im trockenen und im warmen Atelier meisseln», erinnert sich mein Vater und sagt weiter: «Das musste auch gut geplant werden, damit die behauenen Grabsteine vor Ostern oder vor Allerheiligen fertiggestellt waren.» Diese Zeiträume sind für die meisten Steinmetze und Bildhauer eine stressige Zeit. Zusätzlich müssen Aufträge aus dem Kunstbereich ebenfalls auf bestimmte Termine erledigt werden. Eine Arbeit möchte er doch gerne noch speziell erwähnen: «Ich konnte zusammen mit meinem Chef für das Schloss Heidegg verschiedene Aufträge an Steinwappen und einem alten Brunnen ausführen.» Ganz stolz sei er, weil er im Schloss auf einem Foto verewigt sei.

«Die grössten Herausforderungen waren für mich Aufträge an Kirchentürmen», berichtet er schmunzelnd weiter. In schwindelerregender Höhe habe er gearbeitet. «Das hat mir nach einigen Jahren aber sichtlich Spass bereitet, die Aussichten waren phänomenal und ich fühlte mich dort oben frei wie ein Vogel.» Körperlich sei die Arbeit wahrlich nicht immer leicht gewese. «Steinmetz ist ein körperlich anstrengender Beruf. Die erste Zeit hatte ich immer wieder Handgelenkschmerzen und Muskelschmerzen an den Armen und Schultern», erinnert er sich, «ausserdem ist die Gefahr von Unfällen nicht zu unterschätzen. Ich hatte selbst einen Unfall während der Arbeit, ich bin auf dem Friedhof gestolpert und habe den Kopf an einem Grabstein aufgeschlagen», erzählt er. Er habe jedoch Glück gehabt und sei mit einem leichten Schleudertrauma davongekommen. Heutzutage sind die Vorschriften der Suva viel strenger geworden. Bereits als Lehrling wird man an Kurse und Weiterbildungen geschickt und lernt, wie man schwere Gewichte richtig hrbt oder wie man sich auf Baugerüsten bewegen sollte. Das Steinbildhauen, vor allem bei Arbeiten an Grabsteinen sei für Dani eine meditative Arbeit gewesen. Er habe dabei gut abschalten können, sehr konzentriert habe er jeweils den Meissel angesetzt und Schlag um Schlag sei er der fertigen Form immer nähergekommen, schliesst er seine Erinnerungen ab. Manchmal sei es passiert, dass ihn dann das fertige Produkt auch überrascht habe, scherzt er noch.

Mein Vater arbeitet inzwischen nicht mehr in diesem Beruf, aber das Steinbildhauen ist nun sein Hobby.

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