V.N., 65, arbeitet seit vielen Jahren als Selbständige Psychologin im Wallis. Das beinhaltet auch die Betreuung der Sanität. «Wie ein Wohnzimmer mit Schreibtisch», so sieht der Arbeitsplatz von V.N. aus. In unserer Vorstellung einer der bequemsten Arbeitsplätzen, überhaupt, aber im Gegensatz zu ihrem Arbeitsplatz ist ihr Beruf nicht so ‘einfach’, da man sich richtig anstrengen und eine starke Person sein muss, um diesen Beruf zu erlernen.
«Immer objektiv zu bleiben, immer die Distanz zu wahren und das Ganze mit dem Herzen zu verbinden, das bezeichnet man als psychologisches Einfühlungsvermögen», meint V.N.
Den Beruf wählt Sie, weil es ihr wichtig ist, dass die Menschen erkennen, dass eine psychische Erkrankung eine Krankheit ist, die es zu behandeln gilt wie alle anderen Krankheiten auch. In Ihrer Jugendzeit werden Menschen mit psychischen Krankheiten ‘runtergemacht’ sozusagen ‘ausgelacht’ und das gefällt ihr absolut gar nicht. Als positiv denkender Mensch lässt Sie sich nicht von der Angst leiten: «Angst ist bei diesem Beruf hinderlich», meint V.N. Trotz der Aussage fürchtet sie sich davor bei ihren Patienten etwas nicht zu erkennen.
An ihrem Job gefällt ihr im Allgemeinen alles, aber am meisten gefällt ihr das Vertrauen eines Menschen bekommen zu haben. Das bedeutet Ihr sehr viel. Ihr gefällt im Gegenteil nicht, dass es noch immer zu viele Menschen gibt, die eine psychische Erkrankung einfach abtut und als Krankheit nicht ernst nehmen. Ihre grösste Erfahrung ist, wie lange es dauert, bis ein Mensch mit psychischen Problemen den Mut aufbraucht, die Hilfe, die ihm angeboten wird anzunehmen und das meist wegen seinem Umfeld.
Die Sorgfalts-Pflicht ist bei allen Fällen gleich gross, wichtig ist immer genau zuzuhören vor allem auch zwischen den Tönen. Natürlich gibt es auch Spezialfälle, einer davon sei der Suizid. Speziell daran ist sicher, wenn die Eltern ein Kind durch Suizid verlieren. Der Suizid eines Angehöriger, einer besten Freundin oder eines besten Freundes ist eine spezielle Herausforderung für Psychologen. Diese Menschen haben dann auch sehr oft Schuldgefühle wie zum Beispiel. «Das hätte ich merken oder verhindern müssen.» Hier versucht sie sehr viel zu helfen mit diesen Schuldgefühlen umzugehen, sehr oft auch ausserhalb der Praxiszeit. Ihr Arbeitsleben prägt auch ihr Privatleben.
Es gibt verschiedene Patienten und verschiedene Fälle und sie sind auch verschieden anstrengend. Manche sind sehr aufwändig und anstrengend aber über diese Fälle will V. N. keine Auskunft geben da sie unter Schweigepflicht steht. Was die meisten Leuten interessiert und wissen wollen ist, ob sich Psychologen vor ihren Patienten fürchten, Sie verneint die Frage und ergänzt freudestrahlend, dass es für Sie dafür nie einen Grund gibt.
Die Patienten haben immer andere Probleme, das heisst die Psychologen müssen immer anders mit den Patienten umgehen. Die meisten Patienten kommen mit psychischen Krankheiten: Depressionen, Angst- und Suchterkrankung. Davon bringt jede einzelne wieder ganz beschiedene Formen hervor wie ein Domino.
Zum Abschluss habe ich sie gefragt: «Was können wir von Ihren Erfahrungen mit auf dem Weg nehmen?». Zuerst lacht sie schüchtern und dann antwortet sie ausführlich: «Versuche IMMER, wirklich immer ganz ehrlich zu dir selbst zu sein. Das ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört!! Und übe dich im positiven Denken, diese beiden Dinge helfen sehr». «Bitte das «IMMER» gross schreiben und zwei Ausrufe Zeichen am Schluss zu setzen, da das sehr wichtig ist», so bittet sie mich es aufzuschreiben.
Man merkt also dieser Beruf ist nicht so komfortabel wie der Arbeitsplatz!
Sehr guter Text Lorinda. Sehr Informativ und Spannend.